Um den Herausforderungen der Demographieentwicklung, der Globalisierung und der Migration begegnen zu können, steht die Stadtentwicklungspolitik in den nächsten 25 Jahren vor den größten Veränderungen seit 50 Jahren. Antriebskräfte sind die sich wandelnden demographischen Verhältnisse, unterschiedliche Lebens-, Wohn- und Arbeitsbedingungen und die individuellen Wunschvorstellungen der Bürger. Daher berief der Deutsche Verband die Kommission "Chancen des Demographischen Wandels für die Wohnungs- und Städtepolitik" ein.
In ihrem Abschlussbericht fordert die Kommission einen offensiven Umbau der Strukturen: Die Kräfte der Wachstumsräume müssen gestsärkt und ein Paradigmenwechsel in den Schrumpfungsregionen vollzogen werden. Neue Anfordernungen müssen analysiert und als Chancen begriffen werden. Von zentraler Bedeutung ist ein Zusammenspiel privater und öffentlicher Akteure. Auf diese Handlungsempfehlungen hat sich die Kommission verständigt:
Unter den Wachstumsregionen ragen einzelne Räume im Standortwettbewerb heraus. Für die Gesamtregion müssen strategische Leitbilder und individuelle Markenzeichen entwickelt werden.
Es müssen zielgruppengerechte Wohnungsangebote, leistungsfähige Verkehrsinfrastrukturen, hochwertige Kulturangebote und wettbewerbsfähige Dienstleistungs- sowie Gewerbeimmobilien geschaffen werden. Potenzielle Leistungsträger sind an die Stadt zu binden, Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund zu integrieren und Bildungspolitik zu intensivieren.
Die Anerkennung von Metropolregionen im Standortwettbewerb bedeutet nicht, "andere" Regionen zu vernachlässigen. Die polyzentrale Raumstruktur Deutschlands ist eine Stärke, räumliche Differenzierung ist anzuerkennen. Für Entleerungsräume sind tragfähige Konzepte zu implementieren.
Der demographische Wandel ist Trendsetter wie -verstärker. Es öffnet sich ein Zeitfenster, um Muster zu durchbrechen, in dem sektorale und räumliche Politiken gebündelt werden.
Antworten auf die Problemstellungen erschöpfen sich in der Forderung eines integrierten Ansatzes. Es bedarf gezielter Anreize, Kooperationen zu fördern. Sanktionen bei Kooperationsverweigerung sollten erlaubt sein.
Die Neuentdeckung der Stadt gelingt, wenn Leitbilder aufgestellt, Innenstädte aufgewertet und Freiräume qualifiziert werden. Zielgruppengerechte Angebote sind nicht nur in Wachstumsräumen umzusetzen.
Das Pfund der Städte ist eine intakte Struktur als Einheit von Form und Funktion. Die Bedeutung langfristiger Planung steigt. Bei Neubaubedarf ist die Bodenpolitik zu beachten. Stadtquartiere müssen auf ihre Zukunftsfestigkeit hin beurteilt werden.
Für einen Bewertungsprozess stellen die Erfahrungen mit den Konzepten in den Stadtumbau-Ost Städten eine wertvolle Basis dar. Deren Verbindlichkeit für Partner des integrierten Prozesses ist zu steigern.
Fördermittel sind adäquat zur Vielfalt der Probleme zu kombinieren. Neben gebietsgebundenen Mittel der ?Städtebauförderung? sind punktuelle Interventionen anderer Ressorts und die Idee revolvierender Stadtentwicklungsfonds aufzugreifen.
Bei städtischen Erneuerungsprozessen erfüllt die Öffentliche Hand eine strategische Aufgabe. Neben der Zusammenarbeit mit der organisierten Wohnungswirtschaft ist das Einbinden privater Kleineigentümer ein Schlüsselfaktor. Neue Strategien wie Business / Housing Improvement Districts sind vor allem für quartiersbezogene Programme zu entwickeln.
In vielen Regionen wird sich das "wohnungspolitische Mengenproblem" lösen; wirtschaftlich prosperierende Agglomerationsräume konstatieren weiterhin einen Neubaubedarf. Die Qualifizierung des Bestandes hat Priorität und Gegenstand verstärkter Aufmerksamkeit und Förderung zu sein.
Die Bedingungen der Klimaentwicklung erfordern Anpassungen in der Stadtstruktur, die sich mit demographisch notwendigen Anpassungen kombinieren lassen.
Der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung erfordert eine Neuorientierung in Hinblick auf ihre Leistungsfähigkeit. Das ist insbesondere eine Chance für Aufgaben der Stadtentwicklung. Anreizstrukturen für ehrenamtliches Engagement sind zu stärken.
Die Anpassung von Bildungsinfrastrukturen an eine sinkende Zahl von Nachfragern darf nicht zu einem "Diktat der Sparzwänge" führen. "Ersparnisse" durch sinkende Nachfragerzahlen sollten zur Steigerung der Qualität sowie zur Behebung von Ineffizienzen eingesetzt werden. Die in Deutschland existierende Kopplung von Bildungschancen an die Herkunft ist nicht sinnvoll.
Träger: Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e. V.
Förderer:
Kooperationspartner:
TU Berlin