Transnationale Zusammenarbeit - INTERREG B

Für die transnationale Zusammenarbeit stehen in der Förderperiode 2014-2020 1,39 Milliarden zur Verfügung. Deutschland ist an sechs transnationalen Programmräumen beteiligt: im Alpenraum, im Donauraum, in Mitteleuropa, im Nordseeraum, in Nordwesteuropa und im Ostseeraum. Jeder dieser Räume hat ein eigenes Operationelles Programm erarbeitet und darin aus elf möglichen (von der EU vorgegebenen) Themen diejenigen ausgewählt, die jeweils den geografischen, ökonomischen und sozialen Hintergründen der Regionen innerhalb des Raumes bestmöglich entsprechen.

Zusammenarbeit in Projekten

Die Zusammenarbeit funktioniert innerhalb eines Programmraumes über transnationale Projekte zu den im Programm festgelegten Förderprioritäten. Beispielhafte Kennzeichen für solche Projekte sind:

  • Gemeinsamer Projektentwicklung, -durchführung, -finanzierung und -umsetzung
  • Behandlung von Problemen, die für den Kooperationsraum von Bedeutung sind
  • Erarbeitung von Beispiellösungen und Verallgemeinerung der Erfahrungen aus der gemeinsamen Arbeit von Akteuren aus verschiedenen Staaten
  • Erarbeitung von Lösungen für zusammenhängende, staatenübergreifende Entwicklungszonen oder -korridore
  • Mitwirkung von Partnern aus mindestens drei Staaten, darunter in der Regel mindestens zwei EU-Staaten.

Projektpartner

In einem Projekt arbeiten mehrere Partner aus unterschiedlichen Ländern des Programmraumes zusammen. Generell sind Partner öffentliche Einrichtungen wie z. B. Kommunen, Kammern, Hochschulen, Verbände oder Ministerien. Der Lead Partner, also die leitende Institution, koordiniert die Projektentwicklung. Er trägt die organisatorische, inhaltliche und finanzielle Gesamtverantwortung für das Projekt und ist für Projektmanagement und Berichtswesen zuständig.

Projektumsetzung und Themen

Der Schwerpunkt bei der Zusammenarbeit der Projektpartner liegt auf dem transnationalen Erfahrungsaustausch sowie der gemeinsamen Entwicklung und Erprobung neuer Strategien, Dienstleistungen und Produkte. Konkrete Investitionen z. B. in Bauvorhaben oder ähnliches sind nur bedingt förderfähig. Hintergrund ist der Gedanke, dass das Rad nicht ständig neu erfunden werden muss – vielmehr kann man vom Wissen anderer profitieren und es modifiziert auf das eigene Anliegen übertragen. Prädestiniert für die transnationale Zusammenarbeit sind z. B. Themen wie grenzüberschreitender Verkehr oder Umweltbelange (Hochwasser, Naturkatastrophen, Schutz der Meere), da diese Herausforderungen vor Landesgrenzen nicht Halt machen und gemeinsame, abgestimmte Lösungen langfristig sinnvoller und nachhaltiger sind.

Projekt-Aktivitäten

Konkrete Maßnahmen der Zusammenarbeit sind z. B. Pilotaktivitäten, bei denen neue Verfahren und innovative Ideen getestet und weiterentwickelt werden. Im Ergebnis erarbeiten die Partner Handlungsstrategien, Leitfäden, Datenbanken oder Studien, bei denen die lokalen und die transnationalen Projekterfahrungen gebündelt und der Öffentlichkeit verfügbar gemacht werden. Beispiellösungen werden gesammelt und auf ihre Übertragbarkeit geprüft. Oft entstehen Netzwerke, in denen die Zusammenarbeit fortgesetzt wird. Es entspricht auch dem Ziel der transnationalen Zusammenarbeit, die im Projekt angestoßene Entwicklung über die Laufzeit hinaus zu verstetigen.

Förderung

Alle Partner müssen eine Kofinanzierung leisten: Die EU finanziert je nach Programmraum zwischen 50 und 85 Prozent der Projektkosten, den Rest muss der jeweilige Partner selber zuschießen. Das durchschnittliche Gesamtbudget einzelner Projekte lag in der Förderperiode 2007 bis 2013 zwischen 2,3 Millionen Euro im Alpenraum-Programm und 6,1 Millionen Euro im Nordwesteuropa-Programm. Deutsche Partner können zudem über das vom BBSR koordinierte Bundesprogramm „Transnationale Zusammenarbeit“ finanzielle Unterstützung bei der Kofinanzierung beantragen.

Projektantrag

Um ein INTERREG B-Projekt durchzuführen muss man zunächst eine Projektidee haben, die passenden Partner finden, die gemeinsamen Interessen herausarbeiten und einen Antrag (auf Englisch) schreiben. Dieser beinhaltet die Projektidee samt vorgesehener Maßnahmen und erwarteter Ergebnisse, legt das Gesamtvolumen des beantragten Zuschusses fest und  benennt die Förderpriorität und das spezifische Ziel des Programms, in das sich das Projekt einordnen soll. Zudem konkretisiert er das geplante Vorgehen mit Finanztabellen, einem Zeitplan und öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen. Entscheidend ist neben dem gemeinsamen transnationalen Anliegen die Auswahl der transnationalen Projektpartner, von denen verbindliche Kofinanzierungszusagen notwendig sind. In der Regel schreibt der spätere Lead Partner den Projektantrag und reicht ihn beim zuständigen Programmsekretariat ein.

 Um Kosten und Aufwand eines Antrages zu verringern, führen künftig mehrere Programme zweistufige Antragsverfahren durch. Dabei wird zunächst nur eine Interessenbekundung oder ein Projektkonzept vorgelegt. Erst wenn dieses die Kriterien für thematische Relevanz, beabsichtigte Partnerschaft, Transnationalität usw. erfüllt, wird das Konsortium dazu eingeladen, einen vollständigen Antrag einzureichen. Projektaufrufe, sogenannte „Calls“, werden von Ende 2014 bis ca. 2018 je nach Programm und entsprechend den Erfahrungen mit den neuen Antragsverfahren ein bis zweimal pro Jahr veröffentlicht. Über die Projektanträge entscheidet ein Lenkungsausschuss, der sich aus nationalen und regionalen Vertretern der beteiligten Staaten des jeweiligen Kooperationsraumes zusammensetzt.

Warum mitmachen?

  • Als Projektpartner erhält man eine nicht unerhebliche finanzielle Unterstützung von der EU, durch Bündelung von Kapazitäten im Projektverbund lassen sich weitere Kosten sparen.
  • Durch die Zusammenarbeit profitiert man von Wissen Expertise der anderen Partner und erhält einmal eine andere Sicht auf eigene Herausforderungen. Projekte eröffnen die Chance, innovative Ideen einfach einmal auszuprobieren.
  • Durch die Teilnahme an einem EU-Projekt erhält das Projektthema regional, national und auf europäischer Ebene mehr Aufmerksamkeit – sowohl von Medien als auch von politischen Entscheidungsträgern. Das kann Entwicklungen beschleunigen und führt im besten Fall zu einem Imagegewinn.
  • Nicht zu unterschätzen ist der soziale Mehrwert: Durch die Projektteilnahme wird „Europa gelebt“, man gewinnt Einblick – und damit letztlich auch Verständnis – für andere Länder und ihre Strukturen. Fachliche und private Vernetzungen mit Kollegen, Institutionen und Unternehmen bleiben oft über die Laufzeit hinaus bestehen.

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