Fachdelegation „Handelsdialog Baukultur“ besucht Rotterdam
Attraktive Innenstädte und lebendiger Einzelhandel benötigen eine hohe Aufenthaltsqualität und eine ansprechende bauliche Gestaltung. Wie dies gelingen kann, zeigt der Deutsche Verband gemeinsam mit der Bundesstiftung Baukultur und dem Handelsverband Deutschland (HDE) durch den „Handelsdialog Baukultur“. Nach einer ersten Reise nach Innsbruck vor zwei Jahren besuchte eine hochrangige Delegation aus Stadtbauräten, Handelsunternehmern, Planern und Architekten Anfang September die niederländische Metropole Rotterdam. Entstanden war die Idee zu Baukulturreisen nach Abschluss einer DSSW-Studie zur Wirkung innerstädtischer Einkaufszentren. Damals konnte die städtebaulich-architektonische Integration nicht näher untersucht werden, dies erfolgt nun im fachlichen Austausch und mit Vor-Ort-Anschauung.
Rotterdam bietet als Prototyp der Moderne zahlreiche Anlässe, die baukulturelle Bedeutung zu erleben. So ist die Stadt ein leuchtendes Beispiel für eine ausgeprägte Planungs- und Prozesskultur, ebenso wie für eine hochwertige Architektur- und Designszene. Dies kann in Deutschland wichtige Impulse für die Bedeutung von Baukultur im Standortwettbewerb geben. In Rotterdam wird auch sichtbar, was Städte und Handel mit Kreativwirtschaft, Gastronomie und anderen Akteuren erreichen können, um sich gegen die zunehmende Online-Konkurrenz attraktiv zu gestalten.
Von der Problemstadt zur Kreativ-Metropole
Seit über zwei Jahrzehnte ist Rotterdam auf den Weg, sich von einer Stadt mit sozialen Problemen und baulichem Erneuerungsbedarf zu einem dynamischen und attraktiven „place to be“ zu wandeln. Bereits beim Wiederaufbau der im Krieg komplett zerstörten Innenstadt setzte die Stadt auf unkonventionellen Städtebau mit großen Boulevards und auf spektakuläre Architektur. Die „Innenstadt der Moderne“ ist nun jedoch in die Jahre gekommen. Revitalisierungen und Neuentwicklungen wollen mehr funktionale Mischung. Auch innerhalb der Gebäude werden Handel, Wohnen, Büros, Gastronomie und Freizeitangebote sowie soziale und Gesundheitseinrichtungen gemischt.
Die Hochhauspolitik setzt bei Neubauten und Umgestaltungen darauf, die Erdgeschosse transparent und mit interaktiven Nutzungen zu gestalten, damit sie in Interaktion mit der Fußgängerebene treten. Um das oft unpersönliche Erscheinungsbild der großen Gebäude und Infrastrukturen aufzuwerten, werden unkonventionelle architektonische Lösungen und gutes Design gesucht. Je nach Standort, Funktion und Dimension des Gebäudes wird in informellen Gesprächen der passende Architekt mit dem besten Konzept ausgewählt. Zudem investiert die Stadt in ein grünes Umfeld, öffentliche Räume und die Vermeidung von Autoverkehr.
Große Neuentwicklungen und Stadterneuerung
Für die Stadtentwicklung sind auch die großen Neuentwicklungen der innerstädtischen Hafenareale prägend: die Hafeninsel ‚Kop van Zuid‘ südlich der Maas mit dem Bürohochhaus De Rotterdam, dem Luxor Theater oder dem Wohnhochhaus Montevideo. Dieses Gebiet bildet den Übergang zu Rotterdam Süd mit sozialen Problemen und hohem baulichen Modernisierungsbedarf. Hier helfen integrierte Stadterneuerungsprogramme, positive Veränderungen einzuleiten. Im ehemals verrufenen Hafenviertel ‚Katendrecht‘ sind mittlerweile kreative Stadtmacher durch die Nachnutzung historischer Lagerhallen mit neuen Ideen zu Trendsettern für die Ökonomie geworden. Die südlichen Stadtteile werden durch neue Verkehrsverbindungen besser an die Innenstadt angebunden, die Erasmusbrücke ist dafür spektakulärer architektonischer Ausdruck. Die Stadtentwicklung von Rotterdam verläuft in einer Kombination aus hochwertiger Baukultur, unkonventioneller architektonischer und städtebaulicher Gestaltung, Funktionsmischung sowie umfassender Stadterneuerung: ein progressiver und dynamischer Prozess!
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