2016 feiert der Deutsche Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V. (DV) seinen 70. Geburtstag. Zu diesem Anlass schauen wir zurück auf die letzten Jahrzehnte der Verbandsgeschichte.
Seine Wurzeln hat der DV im Internationalen Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung, der nach dem Ersten Weltkrieg geründet wurde. Dieser hatte bis 1943 seinen Sitz in Deutschland und wanderte dann nach England ab, weil die internationale Arbeit in Deutschland während des Zweiten Weltkrieges nicht mehr fortgeführt werden konnte. Heute ist der Internationale Verband bekannt als "IFHP - International Federation for Housing, Urban and Spatial Development" und hat seine Geschäftsstelle derzeit in Dänemark.
Der DV wurde nach Kriegsende 1946 in Gaildorf bei Stuttgart gegründet. Er konnte zwar teilweise an das an bestimmte Personen gebundene fachliche Potenzial anknüpfen, musste sich seinen Ruf jedoch wieder neu erarbeiten. Die 1940er und 50er Jahre waren geprägt vom Aufbau der Bundesrepublik Deutschland, ihren Verwaltungsstrukturen und deren Bedeutung für Städtebau, Wohnraumversorgung und räumliche Ordnung. Eine zentrale Debatte beschäftigte sich damals mit dem Wiederaufbau der zerstörten Städte, sei es am Beispiel historischer Stadtstrukturen wie in Münster oder Nürnberg, oder in Form eines totalen Neuanfangs wie in Kassel oder Hannover.
In den 1960er und 1970er baute der DV eine Verbandsbibliothek auf und gab eine eigene Schriftenreihe heraus. Zusätzlich wertete er in- und ausländische Zeitschriften aus und beteiligte sich an verschiedenen Informationsdiensten. Er spezialisierte sich immer weiter und gründete zahlreiche Arbeitskreise und Ausschüsse. So zum Beispiel einen wissenschaftlichen Beirat, einen Planungsausschuss, einen Städtebauausschuss, einen Arbeitskreis für Standortfragen und viele mehr. Diese wurden von renommierten Fachleuten geleitet und profitierten von den hohen Mitgliedszahlen dieser Jahre, die 1970 auf 1.300 angestiegen war. Da aber eine Reihe von Forschungseinrichtungen und wissenschaftlichen Instituten allmählich in Konkurrenz zu diesen Ausschusstätigkeiten des DV traten, kam es zu einer Neuausrichtung der Verbandsarbeit. Als Hauptaufgaben blieben die internationale Zusammenarbeit und die Öffentlichkeitsarbeit.
In den 1970er und 80er Jahren kam es zu einer Konsolidierung der Wohnraumversorgung in der Bundesrepublik Deutschland. Daran hatte der DV mit vielen Kommissionsberichten und Stellungnahmen zu Gesetzesinitiativen Anteil.
Im Zuge der Wiedervereinigung gab der Deutsche Verband 240 Seminare für Groß- und Kleinstädte der ehemaligen DDR, in denen er diesen Kenntnisse zu den Bauplanungsgesetzen in aktiven Schulungen näher brachte. Darüber hinaus wurde mit der Gründung des Deutschen Seminars für Städtebau und Wirtschaft (DSSW) die praktische Arbeit in den ostdeutschen Städten mit Seminaren, Schulungen und Projektsteuerungs-Empfehlungen unterstützt - mit dem Ziel, die gefährdeten Innenstädte und deren Handelsfunktion zu stärken.
Ab Mitte der 1990er Jahre richtete sich der DV auf die Aufgaben der EU aus und unterstützte die deutschen Belange in Brüssel - zunächst mit dem URBAN-Netzwerk, später mit der Beteiligung an den Programmen der transnationalen Zusammenarbeit (Interreg) und der Mitwirkung an der Leipzig Charta sowie der Territorialen Agenda der EU, die 2007 verabschiedet wurden. Die Mitarbeit an URBACT und weiteren EFRE-Projekten runden das EU-Engagement des DV bis heute ab. Seit 2001 hat er auch eine eigene Geschäftsstelle in Brüssel.
Den kompletten Rückblick auf unsere 70 Jahre Verbandsgeschichte von unserer Ehrenpräsidentin Dr.-Ing. Irene Wiese-von Ofen finden Sie hier.
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