Innsbrucker Innenstadt: Attraktivität durch Baukultur und nachhaltige Stadtplanung

Delegationsreise im Rahmen des „Handelsdialog Baukultur“

Onlinekonkurrenz, grüne Wiese und schlechte Erreichbarkeit – Innenstädte und ihre Geschäfte sind seit Jahren mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Wie also kann man Innenstädte als Handelsstandorte aufwerten? Und welche Rolle haben dafür Stadtplanung, Architektur und Baukultur, durch die die Gestaltung der Innenstädte seit jeher maßgeblich mit bestimmt wird? Dieser Frage widmete sich eine Delegationsreise am 12. und 13. September 2016 nach Innsbruck. Initiiert wurde sie von DV, dem HDE Handelsverband Deutschland und der Bundesstiftung Baukultur. Die Innsbrucker Innenstadt wurde in den letzten zehn Jahren umfassend und erfolgreich revitalisiert. Anhand der Erfolgsgeschichte der Tiroler Landeshauptstadt tauschten sich bei der Exkursion Entscheider aus Handel, Politik und Verwaltung sowie Architekten und Immobilienwirtschaft zum positiven Zusammenspiel von Baukultur und Einzelhandelsimmobilien aus.

Besichtigung von Kaufhaus Tyrol, Rathauspassage, MPREIS

Nach einer Einführung zur Bedeutung von Baukultur für Innsbruck und Tirol besichtigten die Teilnehmer das von David Chipperfield entworfene Kaufhaus Tyrol und ausgewählte Stationen in der Innenstadt, darunter die Rathauspassage und einen MPREIS-Laden. Die von dem Tiroler Familienunternehmen Mölk gegründete österreichische Supermarktkette zeichnet sich durch ein individuelles architektonisches Design der einzelnen Märkte aus. Zu den Rednern der Exkursion zählten unter anderen Reiner Nagel, Vorstand der Bundesstiftung Baukultur, der österreichische Immobilien-Unternehmer und Gründer der Signa Holding, René Benko, sowie Gerhard Fritz, Innsbrucker Stadtrat.

Nachhaltige Stadtplanung und konsequente Wettbewerbskultur

Eine wichtige Voraussetzung für die heutige Attraktivität der Innsbrucker Innenstadt war eine nachhaltige Stadt- und Verkehrsplanung mit einer klaren städtebaulichen Konzeption, wie Stadtplanerin Irene Zelger von der Stadt Innsbruck erklärte. Straßen und öffentliche Räume wurden gezielt aufgewertet, Autos und Straßenbahn aus den großen Einkaufsstraßen verbannt und gute städtebauliche Strukturen geschaffen. Zudem setzte die Stadt auf eine kluge, aber auch fordernde Bodenpolitik: Sie hielt Investoren dazu an, bei Immobilienprojekt-Entwicklungen Wettbewerbe im Bereich Architektur bzw. Städtebau umzusetzen, um so höherwertiges Baurecht und größere Dichten zu erhalten. Laut dem Innsbrucker Baustadtrat Gerhard Fritz trugen und tragen die konsequent umgesetzten Wettbewerbe wesentlich zur Qualitätssicherung bei. Die baukulturellen Belange werden dabei durch zwei Gestaltungsbeiräte gewahrt, während die Stadtverwaltung selbst eher zurückhaltend auftritt. Dies führte bislang bei der Entwicklung von Immobilien und der Gestaltung von Plätzen zu teils ungewöhnlichen Lösungen mit stets hoher baukultureller Qualität.

Baukultur als Bestandteil der Markenidentität

Einen positiven Beitrag leistete auch die Innsbrucker Architektur- und Kulturszene, da sie ihrerseits ein breites Bewusstsein für die Bedeutung von Baukultur schuf und dies über ihre engen Kontakte in die Bereiche Verwaltung, Wirtschaft und Stadtentwicklung sowie an die Innsbrucker selbst weitergab. Im Zusammenspiel mit kreativen Händlern entstand so ein Gegengewicht zu Einkaufszentren auf der „grünen Wiese“ und dem Online-Handel. Heute erkennen sowohl lokale Einzelhändler als auch Immobilienentwickler und Marktketten in Innsbruck Baukultur als wichtigen Bestandteil ihrer Markenidentität an: Sie arbeiten mit renommierten Architekten zusammen, denen sie in der Regel auch die Freiheit für ungewöhnliche Lösungen gewähren. Dies gilt, wie oben bereits erwähnt, sowohl für große Leuchtturmprojekte wie das Kaufhaus Tyrol, als auch für den Supermarkt-Bereich, wo ja normalerweise eine „Banalität des Bauens“ vorherrscht. Dass das nicht sein muss, zeigen die individuellen Läden der MPREIS-Supermarktkette.

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Foto-Impressionen der Delegationsreise

Bildnachweise von links oben nach rechts unten:
© Florian Lazzari