Was bedeutet die digitale Transformation für die Stadtentwicklung?

Von Dr. Josef Meyer, Vizepräsident des Deutschen Verbandes für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V.

Der Einsatz digitaler Technologien beeinflusst unseren Alltag. Datenbasierte Abläufe verändern die Art, wie wir mobil sind, einkaufen, Haushaltsgeräte verwenden oder wie Energie erzeugt und genutzt wird. Mehr Individualität, mehr Dezentralität, mehr Transparenz und mehr Technikeinsatz bestimmen das Verhalten der Menschen. Traditionelle Lösungen werden zunehmend hinterfragt. Diese Entwicklung wird auch in der Stadtentwicklung und -planung sichtbar: Verwaltung, Politik und kommunale Unternehmen stehen vor der Aufgabe, jetzt die Weichen für die digitale Zukunft unserer Städte zu stellen. Dafür müssen sie über die aktuellen Entwicklungen Bescheid wissen; sie brauchen belastbare Prognosen und Mut zu mehr Kooperation und Kreativität.  

Bislang wenig praxisnahe Ansätze

Zahlreiche Initiativen im privaten und öffentlichen Sektor befassen sich mit dem Thema Smart City. Allerdings sind nur sehr wenige Ansätze praxisnah, unabhängig und auf die aktuellen Bedürfnisse der kommunalen Akteure ausgerichtet. Diese Situation ist unbefriedigend, denn gerade die Städte sind es, die die Zukunft gestalten und bereits heute langfristige Entscheidungen treffen müssen. Dafür brauchen sie notwendige Informationen und entsprechende Kompetenzen. Stadtverwaltungen, Kommunalpolitiker sowie kommunale Unternehmen aus der Wohnungswirtschaft, dem Mobilitäts- oder Energiebereich sollten deshalb auf Augenhöhe mit Vertretern aus Wissenschaft und Industrie in den Austausch treten.

Herausforderungen auf kommunaler Ebene lösen

Gute, aktuelle Umsetzungsbeispiele sind in Deutschland bislang rar: Es gibt sehr wenige Lösungen, die in allen Bereichen der Smart City gleichermaßen wegweisend sind. Selbst in fortschrittlichen Kommunen sind oft nur einzelne Bereiche mit beispielhaften Ansätzen unterlegt. Diese Maßnahmen gilt es zu identifizieren und zu „Paketen“ mit hohem Lerneffekt zusammenzusetzen. Weiterhin ist der Prozess der digitalen Transformation von äußerst heterogenen Akteuren gekennzeichnet: Traditionelle Aufgaben und Rollen verändern sich grundlegend, neue Spieler werden zu berücksichtigen sein. Nicht zuletzt wird auch die Komplexität von Planungs- und Kommunikationsprozessen zunehmen, Merkmale sind mehr Kommunikation und wechselseitige Abhängigkeiten. Zukünftig sind keine sektoralen Kompetenzen, sondern vernetzte Kenntnisse und Kooperation gefragt.

Handlungsfelder einer Smart City

Welche Smart-City-Maßnahmen werden im Stadtraum wirksam werden? Insbesondere das Zusammenführen der Handlungsfelder Wohnen, Einzelhandel, urbane Logistik, Energie, Mobilität und Planungspraxis verdeutlicht die anstehenden Aufgaben: Die Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität muss entwickelt und in die gebaute Umwelt integriert werden. In Bebauungsplänen gilt es, Ladeinfrastruktur und dezentrale Energiespeicher zu berücksichtigen. Urbane Mobilität muss auf neue Einzelhandelskonzepte, Onlinehandel und strengeren Umweltschutzvorgaben reagieren. Schließlich werden neue Technologien im Wohnungs- und Gewerbebau eingesetzt und mit neuen Mobilitäts-, Energie und Logistikkonzepten kombiniert werden. Darüber hinaus müssen dezentrale, regionale Energieerzeugung und Nutzung mit Netzen und Verbrauchern verknüpfte werden. Strom- und Datennetze gilt es anzupassen.

Der Deutsche Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e. V. (DV) konzentriert sich auf den Wissenstransfer zwischen Kommunen. Mit Expertengesprächen und Arbeitsgruppen unterstützt er den fachlichen Austausch. Im Rahmen der Dialogplattform Smart Cities von BMUB und BBSR, bringt sich der DV gemeinsam mit kommunalen Spitzenverbänden, Städten und Ministerien in die Erstellung einer nationalen "Smart City Charta" ein.

DV-Ansprechpartner Smart Cities

Dr. Georg Werdermann
g.werdermann@deutscher-verband.org / 030 2061 325 59

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