Gesund essen, gesund leben: Wie nachhaltige Lebensmittelstrategien zum Wohl von Stadt und Mensch beitragen

von Darinka Cschke und Nils Scheffler

Europas Städte beginnen darüber nachzudenken, welchen Einfluss ihre Lokalpolitik auf die Nahrungsmittelproduktion und den -konsum hat. In der Stadt wird der Anteil, den Bau und Gebäude am Energieverbrauch haben, oft überschätzt, weil die produktionsbasierten Statistiken, die dazu auf nationaler Ebene erhoben werden, weit verbreitet sind. Wendet man stattdessen einen konsumorientierten Ansatz an, entsteht ein anderes Bild: Der Nahrungsmittel-Sektor allein ist für über 30 Prozent des globalen Energiebedarfs verantwortlich und produziert über 20 Prozent des globalen Treibhausgas-Ausstoßes.

Die Beispiele der URBACT-Netzwerke <link http: urbact.eu en projects urban-renewal urbact-markets homepage external-link-new-window externen link in neuem>„URBACT Markets“ und <link http: urbact.eu en projects low-carbon-urban-environments sustainable-food-in-urban-communities homepage external-link-new-window externen link in neuem>„Sustainable Food in Urban Communities“ zeigen, wie in den Produktions- und Konsumketten das Potenzial von lokalen kleinen Unternehmen und Akteuren dazu genutzt werden kann, Verhaltensweisen zu ändern und die Lebensmittel-Praxis umweltfreundlicher und nachhaltiger zu machen. Wenn diese Methoden von mehreren Städten übernommen würden, hätte dies beachtliche Auswirkungen für ein nachhaltiges, städtisches Europa.

URBACT Markets

London ist Partner im URBACT-Netzwerk <link http: urbact.eu en projects urban-renewal urbact-markets homepage external-link-new-window externen link in neuem>“Markets”. In der Metropole haben einige Märkte, wie z. B. der Borough Market, erfolgreich Müllstrategien entwickelt und setzen sich für das Recycling, das Kompostieren und die Reduzierung von nicht recyclebarem oder biologisch abbaubaren Verpackungen ein.

Die "Bauernmarkt-Richtlinie"
Die Vereinigung der Londoner Bauernmärkte bekennt sich zu der „Bauernmarkt-Richtlinie“, die der britische Verband für landwirtschaftlichen Einzelhandel und Märkte erlassen hat: Wer als Bauernmarkt gemäß dieser Richtlinie zertifiziert werden möchte, darf nur Waren bzw. Nahrungsmittel anbieten, die im Umkreis von 100 Meilen aufgezogen, aufgewachsen, produziert, gejagt, gefangen oder gebacken wurden. Aktuell gibt es in London 13 Bauernmärkte, die dieses Zertifikat haben.

Vermittlung zwischen Lieferfirmen und Einzelhändlern
Der „New Covents Garden“ Großmarkt in London achtet aktiv darauf, den Leuten bei der Zustellung zu helfen, wenn sie Produkte im Einzelhandel ausliefern. Das heißt, dass sie zwischen den kleinen Erzeugern und den Lieferfirmen vermitteln und eine gemeinsame Lieferung unterstützen. Der nationale Verband für Vertragsmanagement NCMA wird mit ihnen arbeiten und erlaubte Daten kartographieren. Damit können Spediteure im Umkreis von zehn Meilen identifiziert werden. Anschließend werden die Erzeuger dazu angeregt, mit diesen in Kontakt zu treten. Genauso werden lokale Einzelhändler, die regelmäßig im Großmarkt einkaufen, ermutigt, eine gemeinsame Kaufgruppe zu gründen, die auf einem Cluster von lokalen Lebensmittelunternehmen basiert, und dann Großmengen einzukaufen – so bekommen sie mehr für ihr Geld, verbessern die Logistik und reduzieren die Anzahl der Wege.

Der „Marky Market“ ist ein Einzelmarkt in einer kleineren Dimension. Er nimmt Bestellungen von kleinen Lebensmittelunternehmen und Restaurants an und kauft dann für sie auf dem Großmarkt ein, wobei er öffentliche Verkehrsmittel und gemietete elektrische Fahrzeuge verwendet. Er arbeitet von einem Pub in Soho aus!

Projekt an Schulen
Der „New Covent Garden“ Markt hat zudem ein Schulprojekt initiiert, um jungen Menschen ein besseres Verständnis über die Nahrungsmittelkette zu vermitteln und den Kindern zu zeigen, wie man Essen anbaut. In Kooperation mit der Verwaltung des Stadtteiles Wandsworth werden Besuche auf Bauernhöfen angeboten, Exkursionen auf den Großmarkt und Schul-Wettbewerbe zum nachhaltigen Gärtnern.

Nachhaltiges Essen in städtischen Gemeinden

Das URBACT-Netzwerk <link http: urbact.eu en projects low-carbon-urban-environments sustainable-food-in-urban-communities homepage external-link-new-window externen link in neuem>„Sustainable Food in urban communities“ konzentriert sich auf die Entwicklung von CO2-armen und ressourceneffizienten städtischen Lebensmittelsystemen. Die Stadtbevölkerung kommt normalerweise nicht mit der landwirtschaftlichen Erzeugung in Kontakt und die urbane Esskultur geht immer mehr in Richtung Fast Food und verarbeitete Lebensmittel, die von großen, zentralisierten Supermarktketten vertrieben werden, die nicht im Quartier verwurzelt sind. Viele Konsumenten, vor allem Geringverdiener, essen zu wenig Obst und Gemüse – zum einen wegen der Kosten, aber auch weil es nicht Teil ihrer Kultur und Gewohnheiten ist. Das gegenwärtige Lebensmittelsystem kann dem wachsenden Bedarf der Städte nicht nachhaltig begegnen. Das resultiert in umweltschädlichen Auswirkungen, aber auch in sozialer Ungleichheit, was den Zugang zu ausgewogenen und bezahlbaren Lebensmitteln in den Städten betrifft. Das Netzwerk beschäftigt sich deshalb mit

  • dem Anbau von Ost und Gemüse in der Stadt, in Gärten, Parks, auf Hausdächern, Balkonen, auf Brachen, etc., wobei die Fruchtbarkeit des Landes bewahrt und verbessert wird;
  • der Auslieferung von Lebensmitteln in einer nachhaltigeren und CO2-reduzierten Weise;
  • dem Genuss von nachhaltigeren Lebensmitteln (lokale Produkte, ohne Pestizide, saisonale und frische Produkte, etc.), während gleichzeitig die Ernährung verbessert wird (weniger tierisches Eiweiß und verarbeitete Lebensmittel) und Produkte genutzt werden, die umweltfreundlich und nachhaltig sind (Zertifizierungen) und Müll vermieden wird (Verpackungen).

Was können wir daraus lernen?

Wie wir an beiden Beispielen sehen, können mit klugen Lebensmittelstrategien sowohl auf lokaler als auch auf regionaler Ebene große Wirkungen erzielt werden: Müllvermeidungs-Strategien tragen zu einer saubereren, gesündere lokalen Umwelt bei und befördern gleichzeitig auch die Müllreduzierung auf städtischem und regionalem Level. Recycling und Kompostierung können ähnliche Wirkung haben. Die Verbesserung von Logistik durch eine rationalisierte Planung von Gütertransporten kann dazu beitragen, Verkehr zu vermindern und so die Luftqualität verbessern und den Lärmpegel verringern.